Strittmatter:
Tinko, Görlich: Den Wolken ein Stück näher

Strittmatter: Tinko, Görlich: Den Wolken ein Stück näher

Sammlung DDR-Kinderbuch in der ALEKI

Die Sammlung "DDR-Kinderbuch" ist eine Sondersammlung der Bibliothek der ALEKI (Arbeitsstelle für Kinder- und Jugendmedienforschung) der Universität zu Köln. Sie umfasst rund 2.100 Titel der Kinder-, Jugend- und Bilderbuchproduktion der DDR von den Anfängen bis zum Beitritt der DDR zur Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1990.

In ihrer Vielfalt liefert sie ein weitgehend repräsentatives Bild der Kinder- und Jugendliteratur der DDR. Sie dokumentiert einerseits das Bestreben, an die 'linke' und die 'proletarisch-revolutionäre' KJL der Weimarer Republik anzuknüpfen, andererseits das Bemühen, die als weltanschaulich und ästhetisch vorbildlich apostrophierten Werke der sowjetischen Kinder- und Jugendliteratur durch Übersetzung zugänglich zu machen. Vor allem verdeutlicht die Sammlung jedoch die unterschiedlichen Tendenzen, die die KJL der DDR im Verlauf ihrer Entwicklung prägten: Die literarisch eher einfach strukturierten, meist auf dem Dorf spielenden "Gegenwartsbücher" der 1950er Jahre präsentieren überwiegend kindliche bzw. jugendliche Vorbildfiguren, die sich ganz in den Dienst des 'sozialistischen Aufbaus' stellen, aber auch Außenseiter, die sich erst allmählich in das Kollektiv eingliedern. In den 1960er Jahren rückt die Individualität des Kindes stärker in den Vordergrund, wobei nun auch psychologische Aspekte zur Darstellung kommen. Der von einem drängenden Aufbauoptimismus geprägte Ton in der KJL in den beiden ersten Jahrzehnten der DDR wird zunehmend leiser hörbar, und ab den 1970er Jahren erscheinen dann in den Werken mitunter idealisierte Kindfiguren "als gefährdete Wesen in einer Gemeinschaft, die gegen ihre einstige Ideale lebt" (Karin Richter). Nicht mehr die (Um-)Erziehung des Einzelnen wird vor allem betont, auch die Notwendigkeit gesellschaftlicher Veränderungen rückt vermehrt in den Blick. Gleichzeitig, verstärkt ab den 1980er Jahren, übernimmt die KJL Erzählstrukturen der Erwachsenenliteratur. Der auktoriale Erzähler tritt zugunsten anderer, vor allem personaler, Erzählstrukturen zurück, neben dem linearen Erzählen finden sich komplexere Zeitstrukturen, bisher übliche, bereits zu Mustern gewordene Figurenkonstellationen werden umgemodelt, und die Innenwelt der Protagonisten wird nun bisweilen durch phantastische Erzählmomente gespiegelt.

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